Als ich letztes Jahr Marie kennen lernen durfte, war klar, eine neue interessante Erfahrung würde sich abzeichnen.
Eine junge Frau, die sich dem Kraftsport und dem Bodybuilding verschrieben hat. Rasch zeigte sich, hier würde sich ein Spannungsfeld auftun. Der Sport ist bekannt für viele Vorurteile. Von wenig phantasievollen Beinamen über Dopinggeneralverdacht bis hin zur intellektuellen Reduktion der Athlet:innen auf den Sport und deren Erscheinung.
Insbesondere Frauen schlägt oftmals Ablehnung entgegen. Der Sport würde ihnen die Weiblichkeit nehmen, zu ungesund sein oder sich schlicht nicht für eine Frau geziemen. Die Beinamen und Attribute, die manchen zugesprochen werden, sind gegenüber den üblichen Vorurteilen manchmal auch noch mit Misogynie angereichert.
Gibt man diesen Menschen aber die Gelegenheit, wird man erfahren, dass diese eine Leidenschaft für den Sport haben, wie er bei vielen anderen arglos akzeptiert wird. Ich durfte erfahren, welche Bemühungen diese Menschen in ihre Ziele stecken, wie sich Athlet:innen untereinander unterstützen, aufbauen und ihre Trainingsstätten mit Leben, Kameradschaft und oftmals sogar Freundschaft erfüllen.
Man merkt sofort, man hat es mit einer zielstrebigen und intelligenten Person zu tun. Stark und unabhängig, aber auch involviert und eingebettet in Trainingsstrukturen, gute Ernährung und Routinen.
Äußerlichkeiten verleiten dazu, Menschen abzuurteilen. Viel mehr aber noch, als Menschen nicht aufgrund ihrer Äußerlichkeiten mit Vorurteilen zu belasten, ist es vielleicht noch wichtiger, die Äußerlichkeiten selbst nicht mit jenen Attributen in Verbindung zu bringen, die zu den Vorurteilen selbst führen.
Unser Ziel war es, dem Körperlichen, zu dem die Ausübung des Sports führt, Raum zu geben. Darzustellen welche Strecke auf diesem anspruchsvollen Weg bereits zurückgelegt wurde. Gleichermaßen wollten wir aber auch einen kleinen Einblick auf den Menschen dahinter ermöglichen. Portraits schaffen, die an Muskeln und Kraft ein wenig vorbei gehen und Intimität schaffen, Offenheit, und vielleicht auch zeigen können, dass jeder Mensch, egal wie stark, auch nahbar und damit auch ein klein wenig verletzlich sein kann und einfach sein darf.