rue | tanzsaal | 2o25
Zwischen Klarheit und Verzerrung – ein Portrait durch Glas
Ein Gesicht, gefangen hinter einem Glasbaustein. Der Blick des Betrachters trifft auf eine Oberfläche, die bricht, verzerrt, verschiebt. Nichts bleibt glatt, nichts eindeutig. Die Züge verschwimmen, die Grenzen zwischen Haut, Licht und Schatten lösen sich auf. Was bleibt, ist ein fragmentiertes Bild – lesbar und unlesbar zugleich.
Diese Verzerrung ist mehr als ein optischer Effekt. Sie verweist auf die Fragilität des Selbstbildes. Wer wir sind und wie wir uns sehen, ist selten deckungsgleich mit dem, was andere in uns erkennen. Jeder Blick von außen ist wie ein Glasbaustein: er formt uns, verschiebt uns, legt Schichten zwischen das „Ich“ und die Welt.
Das Portrait durch Glas wird so zu einer Metapher für die Vielschichtigkeit von Identität. Es zeigt, dass das Selbst nie unvermittelt erscheint, sondern immer gefiltert – durch Spiegelungen, Erwartungen, durch die Art, wie andere uns betrachten.
Vielleicht ist gerade das verzerrte Bild ehrlicher als ein makelloses Abbild. Es macht sichtbar, dass Identität kein fester Kern ist, sondern ein Prozess: ein Schwanken zwischen Nähe und Distanz, zwischen Projektion und Wirklichkeit.
Das Bild durch Glas wird damit zum Sinnbild für Selbstwahrnehmung: fragmentiert, vielschichtig, stets im Fluss. Was wir sehen, ist nicht das eine Gesicht, sondern ein Geflecht aus Blicken, Brüchen und Möglichkeiten.
