The Art of Ice

The Art of Ice - Blog-Beitrag von Fotograf Stephan Amm / 22.02.2020 17:58

Stephan Amm stammt aus Oberfranken und findet einen Großteil seiner Motive in unmittelbarer Nähe seines Wohnorts. Aus diesem Grund lernte er gefrorenes Wasser schnell als eine Zutat zu schätzen, die in der Lage ist, vielen Motiven das »gewisse Etwas« zu verleihen. »Mit meinem Interesse an klassischer Malerei überrascht es mich immer wieder, wenn die eigentlich zufällige Kombination verschiedener Stoffe ein vollkommen harmonisches Bild ergibt«, erzählt der Fotograf. Ähnlich der Betrachtung eines Gemäldes könne man auch bei der Auseinandersetzung mit Eis – jenseits der reinen Schönheit – tiefer eintauchen und Mechanismen der Natur erkennen. Über die Jahre hinweg lernte der Fotograf, wann es sich besonders lohnt, mit der Kamera stundenlang durch die Natur zu streifen und dabei die Augen für die verschiedensten Eismotive offen zu halten. So erwuchs schon früh der Wunsch, mit dieser Art von Arbeiten ein Portfolio zusammenzustellen. Bis Stephan Amm jedoch die nötigen Bilder für eine harmonische Präsentation zusammen hatte, verging einige Zeit.

Die Geduld hat sich gelohnt: Die Jury ließ sich von der aus neun Bildern bestehenden Serie »The art of Ice« überzeugen, in der der Fotograf gefrorenes Wasser in seinen vielfältigen Erscheinungsformen darstellt. Laut Jury-Mitglied Willi Rolfes hatte man nach etwas Besonderem gesucht, nach »inneren Bildern«, also solchen, die eine persönliche Sichtweise reflektieren, die eigene Stimmungen wiedergeben und authentische Fragen stellen. Aus Sicht der Jury ist das Stephan Amm, ebenso wie dem Jugendpreisträger Thomas Hempelmann, hervorragend gelungen.

Hong Kong Monochrom – a different view

Hong Kong Monochrom - a different view - Blog-Beitrag von Fotograf Olli Gräf / 21.02.2020 12:46

Im Rahmen der Aktion "Eine Leica Monochrom auf Reisen" von Foto-Görlitz war ich einer der glücklichen Teilnehmern und war mit einer Monochrom 1 Woche in Hong Kong. Daraus ist mein Buch "Hong Kong Monochrom – a different view" entstanden.

Das Buch ist ab sofort in meinem Shop erhältlich.

Hong Kong entzieht sich mehr noch als andere Weltstädte jeder griffigen Beschreibung.

Weder bloße Zahlen, Daten, Fakten noch die üblichen Hochglanz-Zuschreibungen – faszinierende, glitzernde Metropole an der Mündung des Perlflusses – erfassen die wahre Bedeutung dieser Stadt.

Bewohnt von über 7 Millionen Menschen überwiegend kantonchinesischer Abstammung – und dennoch historisch auch westlich geprägt.
Von der Volksrepublik China nur einen Steinwurf weit entfernt – und doch liegen Welten dazwischen.

Hier prallt liberale auf gelenkte Marktwirtschaft, stehen sich ein streng autoritäres Regime und der unbeirrbare Wunsch, das starke Verlangen nach Demokratie wohl unversöhnlich gegenüber.

Diese und viele andere Gegensätze auf kleinstem Raum sind es wohl, die Hongkong so einzigartig machen.

Hinter der glitzernden Skyline und der boomenden Wirtschaft findet die Kamera die Armut der Cage People und ein traditionell asiatisches Straßenleben. Enge, Lärm und Schmutz einer der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt drängen sich auf, doch dann öffnen sich schmutziggraue Häuserschluchten und geben den Blick frei auf das satte Grün der umliegenden Hügel.

So eng, so bedrängt geht es hier zu, dass das Auge automatisch die Fassaden entlang nach oben sucht, um wenigstens ein Stückchen Himmel zu erhaschen.
Dabei drängen sich mal chaotische, verwirrende, dann wieder streng geometrische, geordnete Strukturen der Architektur auf.

Dieselbe Vielfalt findet sich
in der Bevölkerung – es ist Platz für alle, für jeden, denn auch Toleranz und ein gutes Miteinander der Religionen und Kulturen sind typisch für Hongkong.

Eine Weltstadt, wo das Banale und das Besondere wohl so nahe beieinander liegen wie nirgendwo sonst – doch um dies zu entdecken und einzufangen braucht es den Blick eines Fotografen, der um das sprudelnde Leben hinter den Kulissen weiß und sich nicht mit Fassaden zufrieden gibt.


Und es braucht vielleicht auch eine besondere Form der Fotografie: Schwarzweiß wird das Bild inhaltlich auf das Wesentliche reduziert.

Nichts lenkt mehr ab, fast schon altmodisch fordert das Motiv den Betrachter auf, wirklich hinzuschauen.

Glamour und Glitzer haben im starken Kontrast von Schwarz und Weiß keine Chance – nur im besten Sinne farblos entwickeln die Bilder ihre innere Stärke.

Die Leica Monochrom verlangt noch genaueres Hinsehen, aber auch ein Vorausschauen, Abwarten und Sich-Einlassen,
damit in der Reduzierung das sprudelnde Leben authentisch abgebildet werden kann.


A different view, punktgenau auf die Spitze getrieben.